Streuobst und Plantagen
Gibt es beim fertigen Obst Unterschiede?
Auf den ersten Blick sehen Äpfel aus dem intensiven Plantagenbau und die Äpfel aus einer alten Streuobstwiese gar nicht so unterschiedlich aus.
Aber wenn man genau hinsieht, erkennt man durchaus Unterschiede.
Früher stammten alle Äpfel von der Streuobstwiese und wurden vielfältig verwendet, zum Beispiel zum Kuchen backen, frisch aufessen, Saft pressen, Einkochen und Trocknen.
Die Äpfel, die man heute im Supermarkt kaufen kann, kommen ausschließlich von Plantagen. Äüßerlich sind diese Früchte „makellos“ und haben gar keine Flecken und unschöne Stellen. Leider ist diese „Makellosigkeit“ nur mit einem wirklich hohen Aufwand an Pflanzenschutzmaßnahmen zu bekommen. Auf den 2000-3000 kleinen Bäumen einer Plantagen machen sich sehr schnell Pilze (u.a. Schorf, Mehltau) und Bakterien (Feuerbrand) aber auch Schadinsekten breit. Für die Produktion von makellosem Tafelobst für den Supermarkt, bleibt den Obstbauern am Bodensee, im alten Land, im Schwabachtal, Südtirol, Steiermark und alle anderen Obstanbaugebieten in Europa und der Welt nichts anderes übrig, als diese Krankheiten und Schädlinge zu bekämpfen.
Das Kompetenzzentrum Obstbau in Bavendorf am Bodensee führt in einer Liste mehr als 30 Schädlinge (Insekten, Raupen, Kleinsäuger) und 7 Obstbaum-Krankheiten (Pilze, Bakterien, Viren) auf. Für die Bekämpfung dieser Schädlinge und Krankheiten, machen die Obstbauern bis zu 25 Spritzungen gegen Pilze und bis zu 10 gegen Schädlinge. Das ist ein hoher Preis, den wir für „tolles, makelloses Tafelobst“ im Supermarkt zu zahlen haben.
Mit dieser hohen Zahl an Pflanzenschutzmaßnahmen sind diese Plantagen für Vögel kaum mehr nutzbar und haben insgesamt einen deutlich geringeren ökologischen Wert als unsere Streuobstwiesen.
Das Obst von der Streuobstwiese kann man genauso gut essen – es schmeckt oft sogar besser und ist gesünder.
Inhaltsstoffe im Streuobstapfel
Entgegen vieler populärwissenschaftlichen Veröffentlichungen in „Hochglanzmagazinen“, in denen der Apfel häufig als Vitaminbombe bezeichnet wird, sind die wirklich wichtigen Inhaltsstoffe ganz andere. Aber etwas der Reihe nach.
Vitamine:
Vitamine sind im Apfel wohl vorhanden (Provitamin A, Vitamin B1, Vitamin B2, Vitamin B6, Vitamin C, Vitamin E), aber im Vergleich zu den weiteren Inhaltsstoffen nicht von übergroßer Bedeutung. Besonders das sehr populäre Vitamin C ist in seiner Bedeutung als „wichtiges Vitamin im Apfel“ deutlich überbewertet. Im Vergleich zu anderen Früchten und Gemüsearten liegt der Vitamin C-Anteil des Apfels mit durchschnittlich 12-20 mg/je 100gr. Trockensubstanz am unteren Ende. Die Orange, im Mittelfeld der Liste, hat mit 50 mg schon vier mal mehr. Zudem ist das Vitamin C sehr empfindlich und baut sich relativ schnell ab. Die angegebene Menge an Vitamin C finden sich nur im frischen Apfel. Selbst nach kurzer Lagerzeit wird Vitamin C schon abgebaut. Bei Äpfeln aus dem sog. CA-Lager (große gekühlte Lagerhallen, in denen der Sauerstoff der Luft mit CO2 in bestimmten Anteilen ausgetauscht wird), die von der Herbsternte bis in den Sommer „frisch gehalten“ werden, ist der Vitamin C-Gehalt gleich 0.
Pektin:
Dabei handelt es sich um einen Ballast- und Quellstoff, der die Verdauung fördert und hilft, die Darmflora zu sanieren. Der hohe Gehalt an Pektin macht den Apfel (bis 1,5%) zum idealen Diätbegleiter.
Das Apfelpektin kann aber noch einiges mehr:
- wirkt lindernd bei Durchfallerkrankungen
- dient der Entschlackung
- unterstützt das Bindegewebe
Als Hausmittel bei Durchfall sollte man den Apfel gerieben zu sich nehmen, da er so leichter verdaulich ist und das Pektin so die Flüssigkeit besser aufnehmen kann. Das Pektin quillt im Darm auf, bindet Flüssigkeit und macht so den Stuhl fester.
Äpfel sind aber nicht nur gute Ersthelfer bei Darmproblemen, sondern helfen auch dauerhaft mit, die Darmflora zu sanieren. Dies geschieht, indem die Ballaststoffe des Apfels von den Darmbakterien in kurzkettige Fettsäuren umgewandelt werden. Diese stellen wiederum Energielieferanten für die Darmschleimhaut dar.
Sekundäre Pflanzenstoffe
Der Grund, warum man immer wieder eine Ernährung propagiert, die reich an Obst und Gemüse ist, liegt in den sekundären Pflanzenstoffen (Phytochemikalien). Aus vielen Untersuchungen geht hervor, dass gerade in unsere alten Streuobst-Apfelsorten deutlich höhere Anteile dieser „gesunden Helfer“ stecken, als in den modernen Tafelsorten.
Diese sekundären Pflanzenstoffe (Frucktsäuren, Farbstoffe u.a.) haben eine stark antioxidative Wirkung, welche bei der Prävention von vielen chronischer Krankheiten von Bedeutung ist.
Katechine, die ebenfalls zu den sekundären Pflanzenstoffen zählen, können vor Bronchial- und Lungenkrankheiten schützen. Flavonoide und Carotinoide bewahren die Zellen im Körper vor freien Radikalen und senken das Krebsrisiko. Die Fruchtsäure des Apfels zerstört Bakterien im Mund und verhindert die Bildung von Zahnstein.
Allerdings ist der Gehalt dieser Pflanzenstoffe von einigen Faktoren abhängig, nämlich der Apfelsorte, dem Reifegrad, der Lagerung und der Verarbeitung.
In den Äpfeln der Streuobstwiese stecken bis zu zehn mal mehr von den wichtigen sekundären Pflanzenstoffen als in den neuen Tafeläpfeln, die man im Supermarkt kaufen kann.
Was sind die Unterschiede?
Plantagenobstbau:
Auf der Plantage stehen auf der Fläche eines Fußballfeldes ungefähr 2000 Bäumchen. Sie können dort nur mit dem Gebrauch von Pflanzenschutzmitteln überleben. Aus ökologischer Sicht sind diese intensiven Obstplantagen von geringer Bedeutung.
Streuobstwiese
In der Streuobstwiese stehen auf der gleichen Fläche ungefähr 60 große Bäume. Diese werden meist nicht mit Pflanzenschutzmitteln behandelt. Damit sind die Streuobstwiesen deutlich reicher an Vögeln, Insekten und Kleinsäugern.
Schädlinge im Plantagenobstbau
Wickler, Sauger und Minierer - die wichtigsten Schädlinge im Kernobstanbau.
Apfelbaumglasflügler
Schädigend sind die Raupen des Apfelbaumglasflüglers. Diese bohren sich in den Stamm ein. Infolge ihrer Fraßtätigkeit und des Schaffens natürlicher Eintrittspforten für Krankheitserreger werden die befallenen Bäume zum Teil sehr geschwächt.
Apfelblütenstecher
Der Apfelblütenstecher ist weit verbreitet. In den Obstanlagen wird er aber nur bei hohem Aufkommen und gleichzeitig geringem Blütenansatz zum Problem.
Apfelfaltenlaus
Apfelfaltenläuse sind weit verbreitet, sie treten jedoch nur an Apfel auf.
Apfelgraslaus
Die Apfelgraslaus tritt vorwiegend an älteren Apfel- und Birnbäumen auf. Trotz ihres zeitigen Erscheinens im Frühjahr und ihrer teilweise großen Kolonien verursacht sie meist nur leichte Blattrollungen. Ein Befall kann daher weitgehend toleriert werden.
Apfelrostmilbe
Die Apfelrostmilbe tritt häufig an Apfel und Birne auf. Ein geringer Befall kann toleriert werden, zumal die Rostmilben Ersatznahrung für viele verschiedene Nützlinge sind.
Apfelsägewespe
Der Name Apfelsägewespe rührt vom Verhalten der Tiere her, einzelne Eier mit Hilfe eines sägeförmigen Legebohrers in den Boden der Apfelblüte zu legen. Mittlerweile ist diese Blattwespe in den meisten Regionen am Bodensee von großer wirtschaftlicher Bedeutung.
Apfelschalenwickler
Der Apfelschalenwickler ist in ganz Europa verbreitet. Er ernährt sich von verschiedensten Gehölzen, darunter auch einigen Obstarten wie Apfel, Birne, Kirsche und Pflaume. Er ist von sehr großer wirtschaftlicher Bedeutung.
Apfelwickler
Der Apfelwickler ist weltweit verbreitet. Er tritt gehäuft an Apfel und Birne, gelegentlich auch an Walnuss und Pfirsich auf. Am Bodensee gibt es regelmäßig eine partielle 2. Generation.
Blausieb
Das Blausieb ist weit verbreitet, tritt aber häufig nur lokal auf. Bevorzugt befallen werden schwache Bäume. Schädigend sind die Raupen.
Blutlaus
Die Blutlaus ist bei uns nicht heimisch. Sie wurde gegen Ende des 18. Jahrhunderts von Nordamerika nach Mitteleuropa eingeschleppt. Seitdem ist sie bei uns ein häufig auftretender und weitverbreiteter Schädling im Apfelanbau.
Bodenseewickler
Der Bodenseewickler ist weit verbreitet, tritt aber nur lokal auf. Im Bodenseeraum ist er in den letzten Jahren lokal in seenahen Gebieten aufgetreten.
Feldmaus
Die Feldmaus nagt die Obstbäume an der Stammbasis ringförmig ab. Geschädigt werden Bäume aller Altersstufen. Der Befall an Jungbäumen führt oft zum Absterben.
Gelbe Pflaumensägewespe
Pflaumensägewespen können erhebliche Ertragseinbußen an Zwetschgen- und Pflaumenkulturen verursachen, sie sind daher von großer wirtschaftlicher Bedeutung.
Gemeiner Birnblattsauger
Wirtschaftlich gesehen ist der Gemeine Birnblattsauger (Cacopsylla pyri) der bedeutendste tierische Schaderreger im Birnenanbau am Bodensee. Aufgrund seines großen Sprungvermögens wird er auch gerne als Blattfloh bezeichnet.
Gemeine (Bohnen-)Spinnmilbe
Die Gemeine (Bohnen-)Spinnmilbe ernährt sich von den verschiedensten Gewächsen. Neben krautigen Pflanzen (Erdbeeren, Gurken, Bohnen, zahlreiche Unkräuter) befällt sie im Hochsommer Obstbäume (Apfel selten, häufiger Zwetschge), Strauchobst (Himbeeren,...) und andere Gehölze.
Große Obstbaumschildlaus
Die wirtschaftlich bedeutsame Große Obstbaumschildlaus hat einen breiten Wirtspflanzenkreis. Neben Pflaume, Pfirsich und Apfel tritt sie ferner an Reben, Haselnuss, Rosen, Eschen und anderen Laubgehölzen auf. Häufig werden auch Strauchbeeren, insbesondere Johannisbeeren befallen.
Großer Birnblattsauger
Der Große Birnblattsauger tritt nur an Birne auf. Er ist für kurze Zeit im Frühling und Frühsommer in den Obstanlagen präsent. Ansonsten lebt er auf Nadelgehölzen.
Großer Obstbaumsplintkäfer
Der Große Obstbaumsplintkäfer tritt vorrangig an Apfel und Pflaume auf. Andere Obstkulturen werden selten befallen.
Grüne Apfelblattlaus
Die Grüne Apfelblattlaus tritt neben Apfel auch an Birne, Quitte, Weißdorn und Cotoneaster auf. Sie wandert meist erst im Frühsommer in größerer Zahl in die Anlagen ein.
Kleiner Frostspanner
Die Raupen des Kleinen Frostspanners verursachen durch ihren Fraß an Knospen, Blüten, Blättern und jungen Früchten zum Teil erhebliche Schäden.
Kleiner Fruchtwickler
Der Kleine Fruchtwickler tritt nur lokal auf. Neben Apfel befällt er auch Pflaume und Zwetschge.
Kommaschildlaus
Die Gemeine Kommaschildlaus hat ein breites Wirtspflanzenspektrum. Neben verschiedenen Obstarten tritt sie an Pappel, Eiche und Cotoneaster auf. Ein starker Befall ist selten, die wirtschaftliche Bedeutung ist daher eher gering.
Mehlige Apfelblattlaus
Die Mehlige Apfelblattlaus ist von sehr hoher wirtschaftlicher Bedeutung. Ihr starkes Vermehrungspotential und die massiven Schäden, welche sie an Trieben und Früchten verursacht, machen sie zur gefürchtetsten aller Blattlausarten im Apfelanbau.
Miniermotten
Miniermotten sind an allen Kern- und Steinobstarten zu finden. Systematisch zählen sie zur Ordnung der Schmetterlinge.
Obstbaumspinnmilbe
Die Obstbaumspinnmilbe ist einer der bedeutendsten Schädlinge im Obstanbau. Besonders häufig werden Apfel, hier vor allem die Sorten Braeburn, Gala, Elstar, Cox-Orange und Fuji sowie Zwetschgen befallen.
Pflaumenwickler
Der Pflaumenwickler ist einer der wichtigsten Schädlinge an Zwetschgen und Pflaumen.
Rotbrauner Fruchtstecher
Der Rotbraune Fruchtstecher ist hauptsächlich an Weißdorn und Apfel zu finden, gelegentlich auch an Birne, Kirsche und Pflaume. Er tritt meist nur lokal auf.
Schmalbauch/ Grünrüssler
Phyllobius-Arten sind im Frühjahr häufig an Obstbäumen und Obststräuchern zu finden, als Schädling sind sie jedoch weitgehend bedeutungslos.
San-José-Schildlaus
Die San-José-Schildlaus stammt ursprünglich aus China. Sie wurde Mitte des 20. Jahrhunderts nach Deutschland eingeschleppt. In wärmeren Regionen ist sie ein gefürchteter Obstschädling.
Ungleicher Holzbohrer
Der Ungleiche Holzbohrer gehört zur Familie der Borkenkäfer. Die Weibchen schwärmen im Frühjahr aus und bohren sich in die Rinde und weiter bis zum Splintholz der Obstbäume.
Zweigstecher
Der Zweigstecher tritt meist nur räumlich begrenzt auf. Neben Apfel befällt er Birne, Pflaume und andere Obstarten.
Wühlmaus
Wühlmäuse gehören nicht ohne Grund zu den unangenehmsten tierischen „Schädlingen“ im Garten. Der Hauptschaden geschieht im Herbst und Frühwinter, wenn das Futterangebot knapp wird.
Krankheiten im Plantagenobstbau
Schorf & Co. präsentieren sich - Ausführliche Beschreibungen zu den wichtigsten Krankheiten im Kernobstanbau.
Apfelmehltau
Der echte Mehltaupilz Podosphaera leucotricha gehört zu den auffälligsten Pflanzenparasiten im heimischen Obstanbau. Das konidienbildene Mycel entwickelt sich auf der Oberfläche befallener Pflanzen und überzieht diese mit einer weißlich-mehligen Schicht. Daher der bezeichnende Namen „Apfelmehltau“.
Apfelschorf
Schorfpilze sind weltweit verbreitete Krankheitserreger im Obstanbau. Der Erreger des Apfelschorfes Venturia inaequalis ist der bedeutendste unter ihnen. Seine hohe Vermehrungsrate und daraus abgeleitet sein epidemisches Auftreten machen ihn in humiden Klimaten zum bedeutendsten Krankheitserreger im Apfelanbau.
Feuerbrand
Der Erreger des Feuerbrands ist das stäbchenförmige Bakterium Erwinia amylovora. Während der Blüte, aber auch zu einem späteren Zeitpunkt infiziert es seine Wirtspflanzen.
Kragenfäule
Die Kragenfäule wird durch mehrere Arten der Gattung Phytophthora hervorgerufen. Diese pilzlichen Erreger kommen natürlicherweise in den Böden vor. Ihr Wirtspflanzenkreis ist ausgesprochen groß; es werden Kern-, Stein und Beerenobst befallen.
Lagerfäulen
Der Großteil der Fruchtfäulen tritt während der Lagerung auf. Verantwortlich hierfür sind verschiedene pilzliche Erreger, die bereits in der Obstanlage auf die Früchte gelangt sind.
Obstbaumkrebs
Der Obstbaumkrebs ist in niederschlagsreichen Regionen sehr verbreitet. Er tritt bevorzugt an Apfel- und Birnbäumen auf, jedoch werden auch andere Laubbäume, wie Esche, Speierling (Sorbus sp.), Pappel, Weide oder Ahorn befallen.
Rußflecken
Verantwortlich für die Regenfleckenkrankheit ist ein Komplex aus verschiedenen pilzlichen Erregern. Diese leben auf vielen wildwachsenden Wirtspflanzen, darunter Rubusarten (Brombeere,...) und einige Laubgehölze, wie Weide, Esche und Ahorn.
Welche Sorten gibt es z.B. beim Plantagenanbau?
Die Anzahl der Sorten in den Obstbaugebieten Bodensee und Südtirol ist sehr stark eingeschränkt. Zumeist sind es Sorten, die erst seit 1930 aus Züchtungen hervorgegangen sind und seit dem kultiviert (vermehrt und angebaut) werden. Das Standartsortiment umfasst ca. 12-20 Sorten.
Boskoop
Braeburn
Cameo®
Evelina®
Cox Orange
Delbarestivale
Elstar
Fuji
Gala
Golden Delicious
Greenstar®
Idared
Jonagold
Kanzi®
Pinova
Red Jonaprince
Topaz
Rockit®
SweeTango
All diese Sorten basieren züchterisch (genetisch) übrigens nur auf drei Muttersorten. Das sind: Golden Delicious, Cox Orange und Jonathan. Diese genetische Einschränkung und vor allem die Anfälligkeit dieser Muttersorten für Pilzkrankheiten und Obstbaumkrebs, sind ein großes Problem im intensiven Obstbau.
Welche Sorten gibt es z.B. beim Mostobst?
Im Gegensatz der geringen Sortenzahl des Plantagenanbaus, mit fast ausschließlich modernen Neuzüchtungen aus dem letzten Jahrhundert, ist die Sortenzahl alleine bei Äpfeln in Streuobstwiesen um Vieles höher. Aktuell gehen die Schätzungen zu ca. 1500 verschiedenen Apfelsorten, die zum Teil eine bis zu 500 jährige Geschuchte haben. So wurde die Streuobstsorte „Roter Eiser“ bereits in einer Apfelliste aus der Zeit des 30 jährigen Krieges aufgeführt. Diese oft jahrhunderte lange Kultivierungsgeschichte ist auch eine Geschichte der klimatischen Anpassung und auch eine Anpassung an Schadinsekten. Die hohen Anteile an sog. Sekundären Pflanzenstoffen in den alten Sorten, sind auch die Schutzmechanismen gegen Schädlinge und andere schädlichen Umwelteinflüsse.
Aus der unglaublichen Vielfalt sind hier nur ein paar typische fränkische Apfelsorten zu nennen:
Baumanns Renette
Freiherr v. Berlepsch
Bittenfelder Sämling
Boikenapfel
Brettacher
Champagnerrenette
Charlamowsky
Croncels
Danziger Kantapfel
Fromms Goldrenette
Geflammter Kardinal
Gelber Bellefleur
Gelber Edelapfel
Gewürzluikenapfel
Goldrenette von Blenheim
Gravensteiner
Jakob Fischer
Jakob Lebel
Kaiser Wilhelm
Kardinal Bea
Landsberger Renette
Lohrer Rambur
Öhringer Blutstreifling
Rheinischer Bohnapfel
Roter Eiserapfel
Rote Sternrenette
Roter Trierer Weinapfel
Schöner von Boskoop
Schöner von Nordhausen
Schöner von Wiltshire
Schöner von Bath
Weißer Wintertaffetapfel
Welschisner
Wettringer Taubenapfel
Winterrambur
Winterstreifling
Zenngründer
und viele mehr!
An nicht typischen fränkischen Namen wie Charlamowsky, Jakob Lebel, Schöner v. Bath oder Schöner v. Wiltshire kann man erkennen, dass die Obstbaumzüchter im 17. Und 18. Jhd. in ganz Europa mit Kollegen Kontakt hielten und rege Sorten austauschten. So kamen englisch (Schöner v. Bath oder Schöner v. Wiltshire) , französische (Jakob lebel) und auch russische Sorten (Charlamowsky) zu uns. Dagegen findet sich in vielen englischen Landschaften unser Rheinischer Bohnapfel.