Obstsortenvielfalt

Wozu brauchen wir verschiedene Sorten?

Verschiedene Apfelsorten haben verschiedene Verwendungsmöglichkeiten und schmecken unterschiedlich. So ist für jeden etwas dabei. Es sollte uns wichtig sein, diese Sorten auch für unsere Kinder und Enkelkinder zu bewahren und zu erhalten.

Wie viele Sorten wachsen hier?

Statt 12-20 Sorten – wie im gewerblichen Obstbau – wachsen auf Frankens Streuobstwiesen noch um die 1500 Apfel– und Birnensorten. Das sind rund 100 mal so viele!

Welche Sorten sind besonders?

In Burgbernheim hat der Zwetschgenanbau eine lange Tradition. Die Hälfte der Bäume, die auf den Obstwiesen stehen, sind Zwetschgenbäume. In den meisten anderen Gegenden ist es nur einer von zehn Bäumen.

2000 Jahre Obstkultur mit großer Sortenvielfalt

Mit der Kenntnis des „Veredelns“ von Obstbäumen - diese Technik haben uns die römischen Besatzer vor ca. 2000 Jahren gebracht - begann die Kultur von Obst hier in Franken. Aus den in der Landschaft vorhandenen „zufälligen“ Apfel- und Birnensorten (mit dem Besuch von unterschiedlichen Apfelblüten und der Bestäubung durch Honig- oder Wildbienen entstehen ganz natürlich jede Blühsaison viele neue Kombinationen und „Sorten“) wurden über die Jahrhunderte „gute“ Äpfel- und Birnen ausgewählt (selektiert) und über die Veredelung auf eine Unterlage (wilder Apfel- oder Birnbaum) kultiviert. So entstanden nach Schätzungen von Experten ca. 4000 verschiedene Apfel- und 1500 verschiedene Birnensorten.

70% der Streuobstbestände in Bayern in 50 Jahren verschwunden

In einer letzten großen Streuobstzählung bzw. –schätzung in Bayern im Jahr 1965, wurde ein Baumbestand von ca. 20 Millionen ermittelt. Nach aktuellen Informationen der Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL Freising) dürften von diesen Beständen noch ca. 5-7 Millionen vorhanden sein. Damit haben wir in Bayern ca. 13-15 Millionen Bäume verloren. Damit sind natürlich auch viele Apfel- und Birnensorten verschwunden. In Expertenkreisen (Pomologen = Obstsortenkundler) spricht man von einem verbliebenen Sortenbestand von vielleicht 1500 Apfel und 500 Birnensorten.

Wenige moderne Apfelsorten im gewerblichen Obstanbau

Die eigentliche Zucht von Obstsorten, bei der ganz gezielt vorhandene Sorten mit entsprechenden Eigenschaften kombiniert wurden, begann in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts. Als „Muttersorten“ wurden damals eigentlich nur drei Sorten ausgewählt und diese mit anderen Sorten gekreuzt. Diese Sorten waren: Golden Delicious, Johnathan und Cox Orange. In den allermeisten unserer „neuen, modernen Apfelsorten“ die im Supermarkt angeboten werden (z.B. Gala, Pink Lady, Breaburn etc.) steckt eine dieser drei Muttersorten. Derzeit werden in den großen Obstbaugebieten am Bodensee, im sog. Alten Land bei Hamburg und in Südtirol gerade einmal 12-20 unterschiedliche moderne Sorten angebaut. All diese Sorten sind Nachkommen aus den Züchtungen mit den genannten Sorten.

Moderne Tafelsorten mit hohem Bedarf an Pflanzenschutzmitteln

Leider wurden bei diesen Zuchtanstrengungen mit diesen Sorten auch die schlechten Eigenschaften wie Anfälligkeit für Pilzkrankheiten und Obstbaumkrebs mit weitergegeben. Aus diesem Grunde müssen die in Europa gewerblich angebauten neuen Tafelsorten in den Plantagen in großem Maße gegen diese Krankheiten mit chemischen Mitteln (Fungizide, Insektizide) behandelt werden. Bis zu 25 Spritzungen werden nach Untersuchungen in den intensiven Obstbaugebieten von der Blüte bis zur Frucht ausgebracht.

Der „Bernemer Zwetschger“ – eine Spezialität aus Burgbernheim

In den Streuobstwiesen um Burgbernheim stehen überraschend viele Zwetschgenbäume. Ihr Anteil ist gegenüber Apfel- und Birnbäumen deutlich höher wie in normalen Streuobstwiesen. Grund für diese hohe Anzahl an Zwetschgenbäumen war in der Vergangenheit ein besonderer Zwetschgenbrand, der von vielen Obstbauern in Burgbernheim hergestellt wurde. Die Spezialität „Bernemer Zwetschger“ wurde bis nach Nürnberg verkauft und verschaffte den Bauern über viele Jahrzehnte einen guten wirtschaftlichen Ertrag. Leider ist diese Schnaps-spezialität heute nicht mehr so stark gefragt und viele Zwetschgenbäume werden nicht mehr beerntet.